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Pfarrkirche St. Katharina in Nittendorf

Geschichte der Pfarrei

Zur Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert
war die Pfarrei 65 Jahre lang lutherisch.

Ansicht der Kirche von Osten aus

Figur der heiligen Katharina

Seit Jahrhunderten bildet die Kirche von Nittendorf den Mittelpunkt des Dorfes. Trotz aller Veränderungen prägt sie noch heute die Ortsansicht, indem sie durch ihre erhöhte Lage im ummauerten Friedhof die Häuser überragt. Die lange Geschichte der Pfarrei Nittendorf hängt eng mit dem Benediktinerkloster Prüfening zusammen. Im Jahre 1286 wurde die Pfarrei von Herzog Ludwig II. von Bayern-München dem Kloster geschenkt. Deshalb wirkten in Nittendorf bis zur Aufhebung des Klosters im Jahre 1803 Benediktiner als Seelsorger. Da Nittendorf im 16. Jahrhundert zu Pfalz-Neuburg gehörte, mussten auch die Untertanen wie der Pfalzgraf die neue Lehre Luthers annehmen, was im Jahre 1552 durchgesetzt wurde. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde Nittendorf wieder katholisch und von Prüfening versehen. Nach der Säkularisation wurde zunächst eine Kuratie eingerichtet und 1893 die selbständige Pfarrei gegründet.

Das Patrozinium der hl. Katharina von Alexandrien ist in Deutschland seit dem 12. Jahrhundert weit verbreitet. Sie gilt als das am meisten verehrte weibliche Mitglied der Vierzehn Nothelfer. Sie ist die Patronin der Mädchen, Schüler, Lehrer, Universitäten und aller Berufe, die mit Rad oder Messer arbeiten. In der Kunst wird sie häufig zusammen mit den hl. Barbara und Margaretha dargestellt.

Baugeschichte

Zur Entstehung der Kirche haben sich keine schriftlichen Quellen erhalten. Die gedrungene Form des Turms und baugeschichtliche Befunde legen jedoch die Vermutung nahe, dass er im 14. Jahrhundert entstanden ist. Aufgrund des gewölbten Erdgeschosses und anderer Details kann man erschließen, dass es ein für das Mittelalter typische Chorturm war, in dem sich also der Altarraum befand. Das Langhaus besaß die Breite des heutigen Chors. Solche wehrhaften Türme boten in der Regel der Bevölkerung Schutz in Kriegszeiten.

Seine heutige Gestalt, die als barocker ländlichen Bau zu bezeichnen ist, erhielt die Kirche in der Zeit um 1730. Der Ostteil des mittelalterlichen Langhauses wurde erhalten und als querrechteckiger Chor adaptiert. Das breitere Langhaus wurde mit drei Fensterachsen und im barocken Sinne als lichtdurchfluteter Festraum errichtet. 1870 wurde der Innenraum restauriert, 1877 erbaute man symmetrisch zur Sakristei im Süden eine neue im Norden, und 1892/93 wurde aufgrund des gestiegenen Raumbedarfs das Langhaus um eine Achse nach Westen erweitert, in das die Empore eingebaut wurde. Damals wurde das Dachwerk völlig erneuert. 1933, 1959 und 1985/86 wurden umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt.

Architektur

Ansicht der Kirche von Süden aus

Äußerlich entspricht St. Katharina dem typischen Bild barocker Dorfkirchen in Bayern. Als markante Merkmale gehören dazu die Lisengliederung, eine Scheinarchitektur zur Gliederung und Verzierung der Außenwände, die gerundeten Langhausecken im Osten und das auskragende Traufgesims. Die Fenster im Chor und in der mittleren Langhausachse heben sich durch ihre geschweifte Form ab.

Einen deutlichen Unterschied weisen die Höhen der beiden Dachfirste auf. An den Längsseiten ist die Erweiterung des 19. Jahrhunderts nicht abzulesen, weil die barocke Gliederung aufgenommen worden ist. Anders dagegen, nämlich im Stil des Historismus ist die Westfassade ausgebildet: In der Mitte sitzt ein Maßwerk.

Innenraum-Gestaltung

Innenansicht der Kirche, Blick von der Empore aus

Im Inneren ist eine heitere Festlichkeit spürbar. Architektur und Einrichtung bilden eine Einheit und lenken den Blick auf den Hochaltar mit dem Tabernakel, dessen Raumwirkung durch das Seitenlicht einem Bühnenaufbau gleicht. Die Wände werden von gestuften und reich verkröpften Pilastern gegliedert, die aber nicht zu einem Gewölbe vermitteln, sondern es handelt sich um einen einfachen Deckenspiegel mit Hohlkehlen. Die schlichte geräumige Empore als Holzkonstruktion zeigt in der Brüstung ein Dekor mit neugotischen Vierpässen. Das große Deckenbild im Langhaus ist im Rahmen der Renovierung von 1959 von dem Parsberger Maler Sigmund Spitzner ausgeführt worden. In barocker Tradition zeigt es mehrere Szenen einer Legende, dem Martyrium der Patronin St. Katharina, in einem Bild, jedoch mit zeitgenössischen Stilmitteln und in einer eigenen kühlen Farbigkeit: Im Vordergrund findet die Disputation der jugendlichen Katharina mit den Philosophen statt, das Kaiser Maxentius mit seinem Hofstaat verfolgt. Darüber tragen Engel ihren Leichnam und die Marterinstrumente zum Berg Sinai.

Ausstattung

Die drei Altäre, die in der Zeit des späten Rokokos um 1760-1780 entstanden sind, sind aufeinander abgestimmt. Sie sind aus Holz gefertigt, durch ihre Fassung werden sehr realistisch unterschiedliche Marmorarten Alabaster vorstellen. Die Altaraufsätze (Retabel) umfassen zentrale Gemälde, sie sind geprägt von rundlichen voluminösen Formen, die mit bewegten scharfkantigen Gesimsen, die von Säulen mit verschiedenen Schäften getragen werden, kontrastieren.

Innenansicht des Altarraumes, Blick vom Mittelgang aus

Der Hochaltar, der Kirchenpatronin geweiht, unterteilt den Altarraum. Der Inhalt des Hauptgemäldes ist wegen der Nachdunkelung nur schwer erkennbar: Es handelt sich um das Verhör und das Martyrium der hl. Katharina. Dunkle Gestalten verweisen auf ein Götzenbild. Das Altarblatt wird flankiert von großen Statuen, links der Apostel Petrus mit den Schlüsseln und rechts der hl. Benedikt mit dem Giftbecher, als der Ordenspatron des damaligen Inhabers der Pfarrei, des Klosters Prüfening. Im Auszug mit seinen geschweiften Voluten befindet sich ein Ölgemälde, das die Apotheose der hl. Katharina, die von Engeln mit den Märtyrersymbolen empfangen wird, und die besiegte Gestalt des Maxentius zeigt. Der zweigeschossige Tabernakel ist formal so gelungen in den Altar eingefügt, dass kaum spürbar wird, dass er erst um 1893 entstanden ist. Die Seitenaltäre füllen die Breite der Stirnwände aus. Sie sind ähnlich aufgebaut und dekoriert wie der Hochaltar. Der nördliche Altar, auf der ehemaligen Frauenseite, ist der Muttergottes geweiht, der südliche, auf der Männerseite, dem hl. Antonius von Padua. Typisch für das Rokoko ist die geschnitzte und vergoldete Ornamentik aus amorphem Muschelwerk und Rocaille. Ein ungewöhnliches Motiv erscheint in der Mitte der Predella: Zwei, nach vorne geöffnete, geschweifte Flügel bilden eine Nische aus, die einmal von einer Skulptur, das andere Mal von einem Tabernakel besetzt ist. Das barockisierende nördliche Altarbild aus den dreißiger Jahren ist eine Nachbildung des Maria-Hilf-Gnadenbildes von Passau von Lukas Cranach d.Ä., das um Engel mit Symbolen und eine Ansicht von Nittendorf von Norden gesehen ergänzt ist. Im Auszug begleiten verspielte Putten das Marienmonogramm. Die Muttergottes mit Kind in Gestalt der Himmelskönigin überragt die Nische der Predella. Sie ist eine ländliche Arbeit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auf der Mensa sind korrespondierende Halbfiguren des späten Rokokos aufgestellt, und zwar als vornehme Jungfrauen, die hl. Barbara und Katharina. Bei letzterer ist das Schwert oder das Rad verlorengegangen. Im Gemälde des südlichen Seitenaltars, das über eine gekonnte Lichtführung verfügt, wird die liebevolle visionäre Begegnung des hl. Antonius von Padua mit dem Jesuskind geschildert. Auf dem neubarocken Tabernakel steht eine nazarenische Herz-Jesu-Figur. In einer Wandnische im Norden befindet sich ein kleiner neubarocker Altar. Das Ölgemälde, das mit „L” signiert ist, zeigt die Stigmatisation des hl. Franz von Assisi.

Eigenartigerweise weicht die Rokoko-Kanzel in ihrer Oberflächengestaltung von der Altarausstattung ab. Sie besteht aus dunkel gebeizter Eiche mit vergoldeten Applikationen. Die flächigen Reliefkartuschen zeigen Moses mit den Gesetzestafeln und das Sämann-Motiv. Auf dem Schalldeckel erscheint traditionell der Erzengel Michael als der Seelenwäger.

Zierlich wirkt die barocke Orgel, deren Gehäuse höchstwahrscheinlich von Andreas Weiß stammt. Aus einer Inschrift auf der Innenseite des Orgelsprospekts ist zu entnehmen, dass sie 1893 repariert wurde. Die Inschrift lautet: ”Diese Orgel wurde repariert und aufgestellt von Orgelbauer Matthias Braunmandl aus Straubing am 10. Mai 1983.” Das jetzige erneuerte Werk stammt von Hubert Sandtner aus Dillingen aus dem Jahr 1993.

Die 14 Kreuzwegstationen sind im traditionellen Sinn an den Längswänden aufgehängt, um das Abschreiten des Leidenswegs Jesu von der Verurteilung durch Pilatus bis zur Grablegung zu ermöglichen. Die nazarenischen Gemälde, die nach Druckvorlagen ausgeführt sind, und die reichen neobarocken Rahmen sind 1902 entstanden. Das Gestühl aus Weichholz, das blockweise aufgestellt ist, ist anlässlich der Erweiterung der Kirche um 1893 angeschafft worden. Die Wangen sind leicht geschweift und dezent geschnitzt. Die beiden Beichtstühle sind eingebaut. Sie wurden 1986 mit Türen versehen. In den geschnitzten Aufsätzen sind stilistische Diskrepanzen festzustellen, weshalb sie wahrscheinlich auch erst um 1893 entstanden sind. Der schlichte neugotische Taufstein, der sich heute im Altarraum befindet, ist 1896 von Steinmetz Josef Blössel gefertigt worden.

Von den zahlreichen Holzskulpturen im Kirchenraum sind besonders zu erwähnen die hl. Katharina aus dem frühen 18. Jahrhundert, die spätgotische Madonna aus der Zeit um 1490-1520, die wohl im 19. Jahrhundert überarbeitet worden ist, der spätgotische hl. Rochus, der auf seine Pestbeule am Bein weist, und der hl. Sebastian, spätbarock um 1750-1780, in der typischen Darstellung, von Pfeilen durchbohrt.

Die Steinkonsolen und das Relief mit Vanitas-Sybolik, die heute als Kredenz im Chor dienen, gehörten stilistisch und ikonographisch zum Grabmal des Georg Christoph von Saurzapf, des letzten adeligen Schlossherrn von Schönhofen, der 1714 gestorben ist.

An der Nittendorfer Pfarrkirche wird deutlich, wie sich ein Sakralbau im Laufe von Generationen immer wieder verändert und etwas hinzugefügt wird, wie aber diese Manschen auch das Gespür hatten, die Dinge anzupassen und ein harmonisches Ganzes anzustreben.

Ihre Bilder und ihre Symbolik liefern ein beredtes Zeugnis für die Tradition eines lebendigen Glaubens in dieser Pfarrei.

Quellen

  • Kurzführer von Emanuel Braun
  • Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Stadtamhof, bearbeitet von Hans Karlinger, Georg Hager und Georg Lill, München 1914, S. 138.
  • Gustl Motyka, Max Knott, Gemeinde Nittendorf. Von den Hofmarken zur Großgemeinde, Nittendorf 1992.
  • Kunstinventar des Bistums Regensburg, Pfarrei Nittendorf, Pfarrkirche, bearbeitet von Friedrich Fuchs, Regensburg 1992.
Winfried Würl, 01.05.2024